Stefan Noss (1963)
studierte bei Adolf Frohner an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien, dann an der Düsseldorfer Kunstakademie als Meisterschüler ( 2002) von Prof. A. R. Penck. Seine Arbeiten sind faszinierende, farbenkräftige Gewebe, in deren Leitmotiv in unendlichen Variationen der Mensch erscheint. Gliedmaßen, Physiognomien, Köpfe formieren sich zu einer vielschichtigen Matrix. Große Anziehungskraft haben die Gesichter in ihrer fast skizzenhaften Reduktion. Nie ganz ausgeführt sind sie mehr Andeutung als Festschreibung, flüchtig in ihrer Form und zugleich von außergewöhnlicher, faszinierender Expressivität.
Gerd Winter (1951)
absolvierte sein Studium an der Städelschule in Frankfurt am Main bei Thomas Bayrle, Ernst Caramelle, Raimer Jochims und Hermann Nitsch und erhielt 1993 den Titel des Meisterschülers. Seit 1995 gehört er der Vereinigung bildender Künstler „Darmstädter Sezession“ an. Seit Mitte der neunziger Jahre ist Winters Werk auf die Tradition der Farbfeldmalerei ausgerichtet, die sich aus dem abstrakten Expressionismus in den USA mit den Hauptvertretern Mark Rothko, Barnett Newman und Clyfford Still entwickelt hat. Die „Essentielle Malerei“ strebt danach, eine rein künstlerische Kunst mit einem ruhigen, besinnlichen Charakter zu erschaffen. Winter ist es wichtig, mit seinen Bildern der Gegenwart etwas Kontemplatives entgegenzusetzen.
Die Werke beider Künstler sind Teil zahlreicher Ausstellungen, privater und öffentlicher Sammlungen, Messeauftritten und Publikationen. Stefan Noss gehört zum festen Künstlerstamm der Galerie seit 2013, Gerd Winter wird erstmalig gezeigt.
Die Galerie Augarde verbindet die Arbeiten der beiden Meisterschüler und erlaubt dem Betrachter spannende Zusammenhänge und Einblicke.
In Anwesenheit der Künstler laden wir herzlich ein zur
Vernissage am Freitag, den 15. März um 19 Uhr
Einführung: Dr. Helmut Orpel, Kunsthistoriker
Musikalische Begleitung: Uli Nonn, Saxophon
Führung durch die Ausstellung am offenen Sonntag, den 14. April 2024 von 13-18 Uhr
Die Ausdruckskraft von Farbe und Form
Gerd Winter und Stefan Noss in der Galerie Augarde, Daun
Figuration und Informel galten in der jüngeren Kunstgeschichte lange als Antipoden. Dieses Kriegsbeil wurde, wenn der zugrundeliegende Konflikt tatsächliche je bestanden haben sollte, jedoch schon längst begraben. Dies zeigt gerade die jüngste Ausstellung in der Galerie Augarde in Daun, wo mit Stefan Noss und Gerd Winter Maler beider Richtungen gemeinsam ausstellen. Wundervolle Exponate, deren unterschiedliche stilistische Positionen einander an Ausdruckskraft und Farbschönheit ergänzen, sind dort zu sehen. Beide Künstler haben einen ähnlichen Entwicklungsweg durchlaufen. Winter, der in Roßdorf bei Darmstadt lebt, hat in der Städelschule bei Hermann Nitsch studiert. Stefan Noss, der in Meckenheim im Rheinland zu Hause ist, studierte in Wien an der Akademie für Angewandte Kunst und war Meisterschüler bei Prof. A.R. Penck an der Kunstakademie Düsseldorf.
Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Kennzeichnend für Winters Arbeiten sind vor allem drei Merkmale. Zum einen ist es die Strahlkraft der Farbe, darüber hinaus die vielschichtig aufgebaute Oberfläche und zusätzlich dazu die komplexe Bildarchitektur, die Flächen unterteilt und Ränder entstehen lässt, an denen die unterschiedlichen Farbschichten wie tektonische Platten aneinanderstoßen. An jedem einzelnen Werk hat der Künstler lange, manchmal sogar über Jahre hinweg gearbeitet. Immer wieder werden Überarbeitungsspuren sichtbar. Man erkennt Über- und Untermalungen, welche die stoffliche Wirkung der Farbe verstärken. Und somit wird auch die Zeit, die der Malprozess braucht, in den fertigen Bildern sichtbar.
Das Thema Entwicklung ist auf eine andere Weise in den Bildern von Noss präsent. Das kongeniale Zusammenspiel von Farbe und Linie bewirkt hier den Eindruck des Verglühens. Rudimentäre Kritzeleien, die wie unbewusst ausgeführt erscheinen, lassen den Eindruck von Kollisionen entstehen, deren Zeuge wir als Betrachter werden. Dabei ist genau der Moment erfasst, der für die höchste Spannkraft steht, der fruchtbare Augenblick, wie Goethe ihn einst nannte, hier dargestellte in farbigen Zeichnungen, die durch ihre Dynamik an Zeichentrickfilme erinnern, bei denen der altmodische Super-8-Projektor für einen Moment hängengeblieben ist.
Beide Künstler sind durch zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland dem Kunstpublikum bekannt. Gerd Winter erhielt für sein Schaffen mehrere Preise, unter anderem den renommierten Wilhelm-Loth-Preis der Stadt Darmstadt.