Der auf Teneriffa geborene Spanier, der in Barcelona 1996 sein Kunstdiplom erhielt, lebt seit 2002 in Deutschland und heute in Hamburg. Aaron Vidals Bilder,aufgebaut aus Fotografien und Bildmaterial der 1960er Jahre in Europa und Amerika, spiegeln diese Zeit wieder, überlagern Schicht um Schicht, erzählen von einer Welt, die sich dazwischen zu Geschichten spinnt.
Zunächst als Collagen auf Papier zusammensetzt, um sie dann im ersten Schritt schwarz-weiß lasierend, beinahe wie Grisaille-Malerei, auf die Leinwand zu bringen, sind sie ausgeprägt sorgfältig komponiert, präzise gebaut. Farbe und Form geben dem Inhalt die Hand. Schicht um Schicht trägt er verdünnte Acrylfarbe auf, hat es in der Hand, wann die Körper genug von ihrer Körperhaftigkeit erhalten haben, wann die Dinge als Ding dargestellt sind. Vom Hellen ins Dunkle zieht sich der Arbeitsprozess, aber auch vom Unbunten ins Farbige. Oft bleiben einzelne Ausschnitte schwarz-weiß stehen.
In den Gesichtern, der Kleidung, den Sonnenbrillen, manchmal in Getränken, Autos, Haushaltswaren, spiegelt sich der Geist dieser mondänen Zeit, zwischen ihnen aber liegt ein Universum von Gedanken, Erfahrungen, Assoziationen.
Es sind die damals in geringer Auflage und höchster Qualität hergestellten Broschüren der großen Automobilmarken, es sind Fotografien und Werbeanzeigen des legendären LIFE-Magazins, aber es sind auch die Gemälde der klassischen Moderne und Postmoderne, Anklänge an Max Beckmann tauchen ebenso auf wie an Sigmar Polke, Max Ernst oder Kasimir Malewitsch. Zudem weist der Aufbau bisweilen zurück in die Renaissance und die Kunstgeschichte Italiens. Dazwischen, und das ist es, was die Geschichten auf den Bildern zusammenhält, ist das Persönliche, das Interesse des Malers, das sich nicht direkt vermittelt, aber die Welt im Innersten zusammenhält.
Aaron Vidals Prägnanz im Ausdruck und in der Objektivität der Darstellungsweise steht dem Realismus in nichts nach. Viele der Gegenstände auf seinen Bildern sammelt er und malt das Ding als Ding: die Trockenhaube, die Saftpresse, das Motorrad. Er nimmt die zeitliche Distanz gern in Kauf, bildet nicht ab, sondern neu. Er setzt seine Ausschnitte zu etwas ganz Anderem, Neuem zusammen. Ähnlich vielleicht dem Pop-Artisten James Rosenquvist, dessen fehlproportionierte Einzelteile im thematischen Nebeneinander Widersprüche erzeugen, wie den F-111-Bomber mit Spaghetti und Tomatensoße zu kombinieren.
Schließlich aber liegt bei Aaron Vidal die Poesie des Augenblicks immer in den Zwischenräumen und ihren bildlichen Befunden. Es sind die Farben, die Formen, das Material, es ist die Malerei, die hier spricht. Schönste Malerei. ( Tina Luers, Kunsthistorikerin )